Nanomaterialien sind etwas Neues und Innovatives, richtig? Nicht unbedingt: Gewisse Nanomaterialien waren bereits in der Steinzeit gebräuchlich, lange bevor die Menschheit das Rad erfunden hat. Zu diesen Materialien gehören Farbpigmente, die als praktisch unlösliche Festkörperteilchen in ein Bindemittel eingearbeitet werden und ihm eine bestimmte Farbe verleihen: Die Ockertöne und Erdfarben der prähistorischen Höhlenmalereien gehen auf Kohlenstoff und Eisenoxide zurück, das prächtige Rubinrot mittelalterlicher Kirchenfenster auf winzige ins Glas eingeschmolzene Goldteilchen, und bis ins 18. Jahrhundert machte Lapislazulistaub Blau zum teuersten Farbton, den es damals gab.
Nanoskalige Materialien werden heute in der Lack- und Farbindustrie mit Absicht verwendet: Etwa um einer Farbe wasserabstossende Eigenschaften zu verleihen oder Schutz vor UV-Strahlen zu verleihen, um sie kratz- und witterungsbeständiger zu machen oder vor Pilzbefall zu schützen. Dass solche mit gezielt hergestellten synthetischen Nanopartikeln versehenen Füllstoffe, Lacke und Farben unter die Definition von Nanomaterialien fallen und damit auch nanospezifischen Regelungen unterstehen, ist logisch. Weniger bewusst mag es hingegen vielen Unternehmen sein, dass auch die Mehrheit der bereits seit Jahrzehnten hergestellten Pigmente und Füllstoffe heute unter die 2011 von der EU empfohlene Definition von Nanomaterialien fallen. Und die Tatsache, dass dies mit aufwändigen Nachweispflichten verbunden sein kann.
Video des Webinars, das contactpointnano.ch auf Bitte eines Berufsverbandes zum Thema durchgeführt hat.
Präsentationen:
Sergio Bellucci: Die nationale Anlaufstelle contactpointnano.ch
Peter Wick: Bedeutung der Nanotechnologie für die Lack-und Farbenfabrikanten
Tobias Walser, Christoph Studer: The regulatory future of nanomaterials is coloured